Als Fitnesstrainerin und Ernährungsberaterin ist dieser Satz da oben eher ungewöhnlich. Ich dachte bei dieser Berufsgruppe immer an durchtrainierte Körper mit Sixpack. Schließlich sind wir ein Vorbild für unsere Kunden und durch den vielen Sport und der super guten Ernährung sehen wir automatisch fit aus. Das dachte ich und so war das bei mir auch, jedenfalls so lange bis mein erstes Kind geboren wurde. Die Schwangerschaft war an sich sehr schön, ich konnte bis zum 6. Monat meine Fitnesskurse weiter geben und war fast so aktiv wie vor der Schwangerschaft. Doch das änderte sich ab der 25. Schwangerschaftswoche und keine 5 Wochen später wurde meine Tochter viel zu früh geboren. Am Ende ging alles gut aus, sie ist heute gesund und munter und auch ich habe mich erholt. In meiner zweiten Schwangerschaft haben wir von Anfang an vorgesorgt und ich habe mich mehr geschont als in der ersten, sodass mein Sohn in der 37. Woche gesund und ohne Komplikationen geboren wurde. Alles ist gut gegangen 🙂 Ich verlor alle meine Schwangerschaftskilos nach nur 9 Monaten ohne mich groß anzustrengen. Aber bei dem Blick in den Spiegel kam mir mein Körper fremd vor. Ich weiß, so geht es vielen Müttern und ich habe mir auch keinen Druck gemacht, wieder perfekt aussehen zu wollen. Ich fing wieder mit Sport an und achtete auf eine gute und ausgewogene Ernährung, fing wieder an zu arbeiten und glaubte daran, dass das automatisch wieder besser wird, wenn ich erstmal wieder Fitnesskurse gebe. Doch mein Stoffwechsel war extrem langsam geworden und jeder Kurs kostete mich viel Kraft. Ich war längst nicht so fit wie vorher und Sport fiel mir auf einmal schwer, aber ich dachte mir immer noch nichts dabei, ärgerte mich über meine Cellulite, aber schraubte meine Erwartungen herunter. Alles in allem war ich zufrieden mit mir und glücklich darüber, dass meine Kinder und ich gesund sind.
Mein Sohn wurde 2 Jahre alt und ich kam so langsam ins Grübeln. Wie kann es sein, dass ich auf meine Ernährung achte, mehrmals die Woche Sport mache und sich trotzdem nichts an meinem Körper tut? Dazu kam, dass mich immer wieder meine Kräfte verließen, vor allem in den Beinen. Ich bin keine Fitnesstrainerin, der nur am Rand steht und die anderen schwitzen lässt. Ich gebe immer mehr als alle anderen in meinen Kursen, aber das wurde immer weniger. Ich musste auf einmal Pausen machen, weil ich keine Kraft mehr in den Beinen hatte. Ich sah sie immer mehr anschwellen und die Cellulite hatte sich verschlimmert, das konnte doch nicht sein. An manchen Tagen fühlen sie sich an wie riesige Klötze und schmerzen bei jeder Berührung. Das sind nicht meine Beine, sagte ich immer wieder zu meinem Mann. Irgendwas stimmte da nicht.
Ich hatte einen Verdacht und ging zu meiner Hausärztin, die meinen Verdacht bestätigte und mich zum Spezialisten schickte. Und obwohl ich es insgeheim wusste, kam mit der Diagnose ein riesiger Schock, Verzweiflung, Angst und das Bedürfnis Geld beiseite zu legen für eine Fettabsaugung (Liposuktion). Denn meine Diagnose lautete: Lipödem Stadium 1-2. Wie Stadium 1-2? Geht das etwa noch weiter? Gibt es auch Stadium 3? 4? Und wie sehen die Beine dann aus? Werde ich da hin kommen? Wird das immer schlimmer? Geht das wieder weg? Kann ich denn gar nichts dagegen tun? Werde ich meinen Beruf weiter ausüben können? Mir gingen so viele Fragen durch den Kopf.
„Sie können so viel Sport machen wie Sie wollen und auch wenn Sie strikt Diät halten, wird das nicht weg gehen. Schmerzlinderung kann eine Liposuktion bringen, was aber nicht heißt, dass das krankhafte Fettgewebe nicht wieder kommt.” Ich spürte einen Stich im Herzen, bekam Angst und wollte los schreien, aber ich riss mich zusammen und unterdrückte meine Tränen. Ich weiß noch genau wie ich da saß und einfach nichts sagen konnte. Bloß nicht weinen, Fabiana, sagte ich mir immer wieder. Das ist kein Weltuntergang! Du bist nicht todkrank! Kein Grund auszuflippen!
Fortsetzung folgt …