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Wann ich mich von meinen straffen Beinen verabschiedete – Teil 2

Der Arzt drückte mir beim Tschüs noch ein Rezept in die Hand. Für Kompressionsstrümpfe. Die müsse ich nun mein Leben lang tragen. Ja klar, dachte ich! Ich nahm es, warf es in meine Tasche und fuhr nach Hause. Dort angekommen fing ich an alles über das Lipödem zu googlen. Was das genau ist und warum man das bekommt. Warum ICH das bekommen habe. ICH! Die seit ihrem 5. Lebensjahr Sport machte. Die immer auf ihre Ernährung achtete. Warum ICH? Ich kann mir nicht erlauben, solche Beine zu haben, Ich bin ein Vorbild für meine Kunden. Warum soll jemand bei mir ein Abnehmprogramm machen, wenn ich so aussehe, als würde ich es selbst am meisten brauchen? Wie soll ich das meinen Kunden verkaufen? Ich überlegte meinen Job hinzuschmeißen. Ich war wütend und hatte böse Gedanken. Es würde mich eh niemand mehr ernst nehmen. Jeder, der mich kennt, würde enttäuscht sein, was aus mir geworden ist. Warum ich mich so gehen lasse. Warum ich auf einmal schlapp mache. Ich hätte kein Lipödem, ich wäre einfach nur fett geworden. Oh ja, ich habe all das gedacht. Ich gab meine Kurse von nun an nur noch mit einer Jacke um die Hüfte geschnürrt. Bloß keine Beine zeigen. Die Sporthose immer schön bis zu den Schuhen ziehen. Keiner darf die Strümpfe sehen! Keiner darf das wissen. Und gepowert habe ich so sehr, dass ich abends vor Schmerzen kaum schlafen konnte. Der Physiotherapeut würde das mit einer Lymphdrainage schon wieder richten. 5 Monate habe ich das durchgezogen. Und die Lymphdrainage brachte gar nichts! Bis der Groschen endlich fiel: Was tat ich mir da eigentlich an? 

Für mich war das wirklich ein Weltuntergang. Mein Körper ist mein Kapital. Ich behandelte ihn immer gut, denn ich brauche ihn für meine tägliche Arbeit. Mit ihm verhelfe ich andere Menschen zu einem besseren Ich. Zur besten Version ihrer selbst. Mein perfekter Körper motivierte meine Kunden. Doch damit konnte ich nicht mehr prahlen und ich realisierte allmählich, dass sich das Lipödem seit meiner ersten Schwangerschaft entwickelte. Meine Beine waren damals schon anders, aber ich habe es nicht so wahrgenommen. Auf den Fotos konnte ich es sehen. Meine zweite Schwangerschaft brachte nur einen weiteren Schub. 

Ich begann also offen über meine Krankheit zu sprechen. Erzählte meinen Kursteilnehmern davon und wurde ganz emotional. Und wie sollte es auch anders sein. Alle haben so locker darauf reagiert. „Jetzt kannst du endlich diese Jacke ablegen, wir haben uns eh gefragt, warum du die dauernd trägst!“ 😀 Ich war sprachlos und hatte nicht damit gerechnet. Wir machen so viel abhängig von unserem Aussehen. Was andere über uns denken könnten, wie wir rüber kommen könnten. Ich bin doch immer noch dieselbe. Meine Leute mögen mich und kommen gerne in meine Fitnesskurse. Was hat mein Aussehen daran geändert? Nichts. Ich konnte von da an entspannen und akzeptieren, dass ich niemals mehr meine sportlichen Beine haben würde. Aber dass sie mich nicht davon abhalten würden, weiter Fitnesstrainerin zu sein. Ich realisierte, dass dieses Bild aus Teil 1 das letzte war, das meine Beine so zeigte, wie sie eigentlich waren. Muskulös, straff ohne einen Hauch von Cellulite. Auf diesem Bild bin ich in der 8. Woche schwanger mit meiner Tochter. Ich würde für kein Geld der Welt meine straffen Beine gegen diese Schwangerschaft zurück tauschen wollen! Mein Körper hat sich jetzt nunmal verändert. Auch meine Arme sind mittlerweile betroffen. Aber mein Herz ist noch immer dasselbe! Und in meinen Kursen habe ich wieder mehr Energie, nehme mich aber auch zurück, wenn ich es muss. Das heißt aber nicht, dass meine Kursteilnehmer das auch dürfen 😉

Ich habe natürlich auch mal Tage, an denen ich mir nicht gefalle und an denen ich dieses Lipödem verfluche, weil ich schon wieder nicht mehr in meine Hosen passe. Vor allem an warmen Tagen kann ich keine Hosen tragen, die Strümpfe schnüren mir die Luft ab und alles fühlt sich schwer an. Mir gefällt nicht, wie meine Klamotten sitzen und ich kann mir gar nichts recht machen. Mich macht auch diese Ungewissheit wahnsinnig, ob sich alles noch verschlimmert oder hoffentlich alles so bleibt. Ich vermisse meine Muskeln und die Ergebnisse nach einem harten Training. Ja, manchmal bin ich frustriert. Aber alles in allem weiß ich, dass es mir sehr viel schlechter ginge, wenn ich nicht so einen guten Lebensstil hätte. Eine ausgewogene Ernährung, ein bisschen Sport und ein klarer Kopf können Wunder bewirken! Wenn du wissen möchtest, was ich tagtäglich esse oder welchen Sport ich ausübe, verfolge meinen Blog oder folge mir auf Instagram. Du findest mich unter fabifitnesscoach.

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